
WIR
wollten SIE beschenken
Text | Harald Thomeczek

Bild: Kartendaten © 2023 GeoBasis-DE/BKG (©2009), Google, Inst. Geogr. Naciona
WIR wollten SIE beschenken
Text | Harald Thomeczek
Bild: Kartendaten © 2023 GeoBasis-DE/BKG (©2009), Google, Inst. Geogr. Naciona
Die IZ feiert 30-jähriges Bestehen und wird 30 Immobilienprofis aus 30 Städten ein Geschenkepaket zukommen lassen, dessen Weg auf der Landkarte den Schriftzug „IZ 30“ ergibt. Ein genialer Plan, so dachten wir. Monate nach dem Start der intensiv vorbereiteten Aktion müssen wir gestehen: Der Plan ist grandios gescheitert.
Es begann mit einer äußerst stabilen Kiste, die von einem zum anderen Beschenkten weitergeleitet werden sollte. Der Inhalt bestand aus zehn Geschenken, die von Kollegen und Kolleginnen aus allen Abteilungen der Immobilien Zeitung, von der Verwaltung übers Marketing bis hin zur IT, hineingetan worden waren. Fünf dieser Gaben sollten den Schenkenden lieb und teuer sein, also Präsente, mit denen sie etwas Besonderes verbinden. Zum anderen wanderten fünf Dinge in die Kiste, die ihre Besitzer nach dem Prinzip des „Schrottwichtelns“ unbedingt loswerden wollten. Obendrauf kamen bereits vorfrankierte Paketscheine, um die Kiste möglichst ohne Aufwand weiterversenden zu können. Dann wurde das Ganze sicher verpackt, mit zwei Trackern versehen und auf den Weg gebracht. Das Ziel: 30 Immobilienprofis aus ganz Deutschland.
Die ausgewählten Empfänger stammen aus allen Teilen der Immobilienwirtschaft: Banken, Architekten und Projektentwickler waren genauso vertreten wie Asset- und Fondsmanager und die öffentliche Hand. Ebenso haben wir Wert darauf gelegt, dass die verschiedenen Immobiliengattungen ausreichend repräsentiert, die unterschiedlichsten Altersgruppen vertreten sind und nicht nur die Chefetage beschenkt wird, sondern auch die Abteilungen darunter zum Zuge kommen. Nur eine strenge Vorgabe musste eingehalten werden: Wenn man die einzelnen Standorte auf einer Landkarte miteinander verbindet, sollte der Schriftzug „IZ 30“ erscheinen. Es waren mit Frankfurt, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München oder Stuttgart fast alle großen Immobilienmetropolen vertreten, aber ebenso kleinere Orte wie Plauen, Mosbach oder Bullay.

Foto: Kerstin Heinz
Foto: Kerstin Heinz
Die ausgewählten Empfänger stammen aus allen Teilen der Immobilienwirtschaft: Banken, Architekten und Projektentwickler waren genauso vertreten wie Asset- und Fondsmanager und die öffentliche Hand. Ebenso haben wir Wert darauf gelegt, dass die verschiedenen Immobiliengattungen ausreichend repräsentiert, die unterschiedlichsten Altersgruppen vertreten sind und nicht nur die Chefetage beschenkt wird, sondern auch die Abteilungen darunter zum Zuge kommen. Nur eine strenge Vorgabe musste eingehalten werden: Wenn man die einzelnen Standorte auf einer Landkarte miteinander verbindet, sollte der Schriftzug „IZ 30“ erscheinen. Es waren mit Frankfurt, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München oder Stuttgart fast alle großen Immobilienmetropolen vertreten, aber ebenso kleinere Orte wie Plauen, Mosbach oder Bullay.
Die Beschenkten sollten sich nach Ankunft des Pakets je eine Sache herausnehmen, die sie gut fanden, und dafür eine andere Sache, an der sie hängen, hineintun. Und sie mussten eine Sache herausnehmen, die sie nicht so toll fanden, und durften dafür eine hergeben, die sie loswerden wollten. Danach wollten wir sie fragen, warum sie sich so oder so entschieden haben. Der Zeitplan für das Vorhaben war eng gestrickt. Denn selbst wenn pro Adressat nur drei Werktage Versand- und Bearbeitungszeit gerechnet würden, käme man auf einen Zeitraum von vier bis fünf Monaten. Aber drei Tage pro Person waren angesichts von Urlauben oder Krankheiten ohnehin kaum realistisch.
Los geht’s! Im April starten wir
die Aktion voller Erwartung und Vorfreude ...
... und im Juni ist der Optimismus aufgebraucht.
Für die ersten elf Stationen gehen mehr als zwei Monate ins Land. Die Gründe dafür sind vielfältig: ungeplanter Urlaub hier, viel zu tun da. Die Reiseroute wird schnell unkalkulierbar und damit auch die Anwesenheit derjenigen, die wir beschenken wollen. In Iserlohn weigern sich sämtliche Post-Filialen, die Kiste überhaupt erst anzunehmen und weiterzuleiten. Sie sei nicht ordnungsgemäß verpackt und der bereits bezahlte Paketschein nutzlos. Auf verschlungenen Wegen erhalten wir von einer Servicestelle der Post eine Bestätigung, dass die Kiste überall angenommen werden muss. Diese legen wir nun vor. Dennoch wir müssen aufgrund der Verzögerungen vom angepeilten Reiseverlauf abweichen. Stück für Stück arbeiten wir uns weiter durch Deutschland. Auf dem Weg zu Station 13 – welch ein Zufall – passiert es: Auf der kurzen Strecke vom mittelhessischen Limburg ins osthessische Fulda kommt das Paket vom Kurs ab. Ausgerechnet im modernsten und leistungsfähigsten Paketzentrum von DHL in Obertshausen bei Frankfurt mit einer Sortierkapazität von 50.000 Paketen pro Stunde verschwindet die Box vom Radar der Post. Es wird hektisch telefoniert, gesucht und wieder telefoniert. Zig Anrufe und Mails später erkennen wir: Post-Hotline und Geschäftskundenservice können uns nicht weiterhelfen. Dabei wissen wir selbst immer recht genau, wo sich unsere Geschenkekiste befindet und wie lange sie dort jeweils Station macht. Durch die mitversandten Tracker können wir der Kiste bei ihrer Odyssee förmlich zuschauen: Osterweddingen bei Magdeburg, Neustrelitz in Mecklenburg- Vorpommern, die polnische Grenze. Später bleibt sie in Thüringen hängen. Alles Stationen, die von uns nicht vorgesehen waren.

Apfelstädt bei Erfurt: Auffanglager für gestrandete Assets. Bilder © 2023 GeoBasis-DE/BKG, GeoContent, Maxar Technologies, Kartendaten © 2023 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google
Bei der Post interessieren unsere Tracking-Daten niemanden. Dass mal jemand in den Verteilzentren nachschauen würde, deren Adressen uns die Handys zeigen – diese Anregung stößt auf taube Ohren. Das ändert sich erst, als wir die Post auf LinkedIn anflehen, uns die Kiste endlich zurück- zugeben. Es klingelt das Telefon: am Apparat Herr von Reth, DHL. Der höfliche Mann gehört zu den hausinternen Detektiven für verschollene Sendungen. Die Post unterhält Paketermittlungsstandorte, an denen sie Sendungen sammelt, die vom Weg abgekommen sind. Eins davon steht in einem Dorf namens Apfelstädt bei Erfurt. Die Tracker zeigen uns dieses Lager schon länger an.
Herr von Reth schickt Suchtrupps los. Er sucht sogar selbst mit, so sagt er, allerdings nicht in Apfelstädt, sondern in Wuppertal – denn da gibt es auch so ein Ermittlungszentrum. Herr von Reth bittet um Geduld: „Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Ebenen so ein Hochregallager hat. Bis die Kollegen da raufgestiegen sind und die alle abgesucht haben – das dauert.“ Schließlich gibt es einen Erfolg: Die Post schickt uns die beschrifteten Paketlabels zurück. Wir hatten sie in die Kiste gelegt, damit die Empfänger nur noch die jeweils nächste Zieladresse eintragen müssen. Als Absender steht überall unsere Wiesbadener Adresse drauf. Doch wo ist das Paket selbst und wo sind die anderen Inhalte? Auch Herr von Reth ist baff, als er hört, dass wir die Paketscheine zurückerhalten haben. „Ich war das nicht.“ Er und seine Kollegen finden nichts. Nach mehrtätigen Ermittlungen erklärt der Suchtrupp die Box für unwiederbringlich verloren und bricht die Suche offiziell ab: „Wenn wir nach drei Tagen intensiver Recherchen nichts gefunden haben, bestehen erfahrungsgemäß kaum noch Erfolgsaussichten.“ Es klingt, als hätten sie nach Erdbebenopfern gesucht, die inzwischen verdurstet sein müssen. „Trotz der Recherchen der Sendungsermittlung in Wuppertal und Apfelstädt konnte der Verbleib Ihrer Sendung und des Inhalts nicht geklärt werden. Leider müssen wir von einem Verlust Ihrer Sendung ausgehen.“
Genau an dem Tag, als die Post die Kiste offiziell für verloren erklärt und die Suche einstellt, hören merkwürdigerweise auch die Tracker auf zu tracken. Es ist der 3. August, 13:48 Uhr. Sind die Batterien der Tracker leer? Oder hat sie jemand vielleicht herausgenommen? Wir stellen auf jeden Fall fest, dass von 30 Stationen nur zwölf gemeistert wurden.
Und dann das: Zwei Wochen später sendet einer der Tracker plötzlich wieder. Wir orten ihn am Wallicher Weg in Erfurt. Dort residiert ein Recyclinghof. Und kurz danach folgt auch Tracker Nummer zwei. Offenbar hat er eine neue Heimat bei einer Lkw-Spedition in Essen gefunden. Unten lesen Sie, wer noch mitwichteln konnte, bis das Paket in den Weiten des DHL-Universums verschwand.
Endstation Recyclinghof bei Erfurt – zumindest für Teile des Pakets. Bilder © 2023 GeoBasis-DE/BKG, Maxar Technologies, Karten- daten © 2023 GeoBasis-DE/BKG (© 2009)
Das Paket war lange unterwegs. Aber IZ 30 ist nicht auf der Karte zu lesen.
Kartendaten © 2023 GeoBasis-DE/BKG (©2009), Google, Inst. Geogr. Nacional
Klicken Sie auf die Geomarken, um die Geschichten zu lesen.

Saarbrücken, Edina Szabó
RVI

Entnommen: Nussknacker, Kinderbuch mit Taschenlampe.

Reingetan: Flasche Wein, Blechbecher. Quelle: RVI GmbH, Urheberin: Edina Szabó
Das Kinderbuch ist für einen Kollegen von Edina Szabó. Der hat drei Kinder. Alles Töchter, im Alter von drei, neun und 13 Jahren. Beim zweiten Gegenstand, den die kaufmännische Geschäftsführerin des Saarbrücker Projektentwicklers RVI der Kiste entnahm, wusste sie nicht, wofür er eigentlich gut ist – es handelt sich um einen Nussknacker. Verschenkt hat Szabó eine Flasche Wein und einen Becher, beides Werbegeschenke zum 50-jährigen Bestehen, das RVI dieses Jahr feiert. Beide Giveaways ziert eine Visualisierung einer Projektentwicklung mit 135 Eigentumswohnungen, die RVI in Mannheim für Kapitalanleger hochzieht.

Bullay, Raphael Thießen
Brownfield24

Entnommen: Flasche Wein, Blechbecher.

Reingetan: Flasche Wein, Bauhelm und Warnweste.
„Kirchengläubig bin ich nicht“, sagt Raphael Thießen, Geschäftsführer der Plattform Brownfield24. Trotzdem geht Thießen seit 15 Jahren pilgern. Mit dabei sind seine Brüder im Geiste von der Sankt-Matthias- Bruderschaft aus Lülsdorf bei Köln. „Erst kürzlich waren wir wieder vier Tage am Stück unterwegs. Wir beten den Rosenkranz, laufen viel und campen. Das macht den Kopf frei.“ Der Spaß kommt dabei nicht zu kurz: „Wir sind eine illustre Runde, da wird schon mal ein Gläschen getrunken.“ Bei der nächsten Pilgertour können die Pilger die Flasche Wein köpfen, die Thießen im Geschenkepaket gefunden hat. Der passende Becher war auch noch dabei. Doch weil Geben ja seliger denn Nehmen ist, spendete er umgekehrt ebenfalls eine Flasche Wein. Der feinherbe Riesling stammt vom Weingut Kallfelz von der Mosel, der irdischen Heimat Thießens. Und falls jemand Sorge hat, nach zu viel Weingenuß unglücklich zu stürzen, kann der ins Paket hineingelegte Bauhelm sicherlich gute Dienste leisten.

Köln, Isabel Schreyger
CMS

Entnommen: Weihnachtsstern, Flasche Wein.

Reingetan: Reingetan: Mini-Jurte, Mini-Oskar. Quelle: CMS
Ab und zu mal ein Gläschen trinken, „das muss man in meinem Job absolut, sonst wird man verrückt“, sagt die Immobilienanwältin. Deshalb der Wein, ein Riesling vom Weingut Albert Kallfelz an der Mosel. Den Weihnachtsstern aus dem Erzgebirge hat Isabel Schreyger behalten, weil er sie an einen schönen Urlaub in der Region erinnert. Die Mini-Jurte aus Filz, die sie dafür in die Kiste gelegt hat, ist auch ein Andenken an einen Urlaub: an eine Reise durch Zentralasien. Da lernte sie, so ein Nomadenzelt in groß zu bauen. Weiterverschenkt hat die Juristin einen Mini-Oskar. Der war das Geschenk eines Investors, für den sie eine große Wohnungstransaktion samt Aufhebung der Wohnraummietverträge juristisch wasserdicht gemacht hat.

Kassel, Matthias Krieger
Krieger + Schramm

Entnommen: Buch „Secret Book for Digital Boys“, Bauhelm.

Reingetan: foliertes Unternehmensleitbild, selbst geschriebenes Buch. Quelle: Krieger + Schramm, Urheberin: Jana Amonat
Matthias Krieger hat ein Buch und einen Bauhelm aus der Kiste genommen. Das Buch, weil er gerne liest und noch lieber selbst Bücher schreibt: „Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt“ und „Werte. Das Fundament unserer Leistungskultur“. Den Bauhelm, weil er schon als Jugendlicher mit eigenen Händen Häuser gebaut hat und mit seiner Firma immer noch selbst Gebäude hochzieht: „Wir planen und vertreiben, wir bauen aber auch selbst mit eigenen Polieren.“ In die Kiste reingelegt hat er eins der Bücher, die er selbst geschrieben hat. Und ein foliertes Bild mit dem Leitspruch seines Unternehmens: „Wir schaffen Raum für Gesundheit und nachhaltige Lebensqualität. Gemeinsam bauen wir heute die Stadt von morgen.“

Iserlohn, Thomas Schrammek
Immobilien Schrammek

Entnommen: Fahrradklingel, Buch „Werte“.

Reingetan: Buch „Wie man Freunde gewinnt“, Golfbälle. Quelle: Urheberin: Anna Remisch
„Ich verschicke doch nicht den Grundstein meines Erfolgs!“, wehrt Thomas Schrammek ab. Nein, sein Exemplar von „Wie man Freunde gewinnt“ steht noch im Regal. Abgegriffen, einige Seiten darin ge- knickt, etliche Stellen markiert. Zehnmal mindestens hat er es gelesen, zunächst um beruflich erfolgreich zu werden. Aber es hilft auch privat, sagt er. „Wer Gutes tut, dem widerfährt auch Gutes“, ist ihm beim Lesen aufgegangen. Und er kann auch von Gutem berichten: davon, dass er es als Glück empfindet, in sein eigenes Büro gehen zu können und eine „tolle Familie“ zu haben. Verschickt hat er also ein neues Exemplar des Buches. Heraus nimmt er sich dafür etwas Benutztes: eine Fahr- radklingel mit einem Bild von Woodstock. Er ist Snoopys bester Freund - einfach weil er in einem Nest auf Snoopys Bauch geschlüpft ist.

Düsseldorf, Barbara Possinke
RKW Architektur+

Entnommen: Buch „Wie man Freunde gewinnt“, Oscar aus Plastik.

Reingetan: Stempelkissen, Notizbuch von RKW Architektur+ Quelle: RKW Architektur +
„Das Stempelkissen ist für mich der Inbegriff der deutschen Bürokratie in der Baubranche“, sagt Barbara Possinke. Weg damit also. Dann aber singt sie ein Hohelied aufs Papier: „Weil nicht alles Schwarz-Weiß ist, sondern es Dinge gibt, die im Analogen viel Wert haben.“ Notizbücher zum Beispiel. Eins davon wandert ins Paket. Zehn oder auch mehr hat sie selbst bereits gefüllt mit Gedanken, Ideenskizzen und Entwürfen, im Zug und im Flugzeug oder während einer Besprechung. Mit zwei Tablets arbeitet Possinke auch. „Aber es lässt sich damit nicht so frei blättern“, findet sie. Und auch nicht so gut erinnern. Ihr Notizbuch zum RKW-Nachhaltigkeitslabor fällt ihr da ein. „Ich schaue immer wieder nach, ob wir erreicht haben, was wir wollten.“ Und? „Ja. Mehr als das.“

Frankfurt, Vanessa Hummer
DWS

Entnommen: eine ramponierte Tasse (= Scherben), ein Management-Buch.

Reingetan: einen Stift, ein Gewürzpulver.
Vier Jahre hat sie der orangene Stift durchs Immobilienstudium bei ihrem Professor Thomas Beyerle in Biberach begleitet. Und offenbar immer treue Dienste geleistet: „Das ist mein Glücksstift“, sagt die Asset- Managerin vom Vermögensverwalter DWS. „Ich habe alle Prüfungen damit geschrieben, und die Antworten haben meistens gestimmt.“ Scherben hat sie auch aufgesammelt: Das waren die Überbleibsel einer Tasse, die auf der Reise in der Kiste zu Bruch ging. Hummer sieht es als Sinnbild: „Das passt zum Portfolioumbau.“ Ihr Job: Mietverträge für Büro- gebäude in München & Co. (nach-)verhandeln. „Im Asset-Management herrscht gerade keine Flaute.“

Kaiserslautern, Carsten Rutz
Deutsche Reihenhaus

Entnommen: Batterie, Gewürzpulver.

Reingetan: Giveaways für Hauskäufer, Nachhaltigkeitsbericht. Quelle: Deutsche Reihenhaus AG
Carsten Rutz lässt sich anscheinend nicht gerne beschenken: „Da war eine Batterie in der Kiste, die hab‘ ich zum Recycling gebracht“, sagt der Vorstandschef von Deutsche Reihenhaus. Den herausgenommenen Gewürzstreuer behielt er auch nicht für sich: „Die Curry-Gewürzmischung habe ich unserem Pressesprecher geschenkt.“ Loswerden wollte Rutz die drei Holzklötzchen mit Dach. Die stehen für die Reihenhaustypen der Firma und werden bei der Vertragsunterzeichnung an die Hauskäufer verschenkt. Bei einem Umsatzeinbruch von 70% „bleiben so viele davon bei uns liegen“. Gerne verschenkt hat Rutz den Nachhaltigkeitsbericht, den die Firma veröffentlichte, obwohl sie dazu noch nicht verpflichtet ist.

Mannheim, Christian Franke
GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft

Entnommen: Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Reihenhaus.

Reingetan: ein verpresstes Stück Papiermüll, Kaffee aus Mannheim. Quelle: GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH
„Das ist ein gepresstes Stück Kunst, nicht einfach nur Müll“, stellt Christian Franke klar. Die kommunale Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG hat ihren Papierabfall gesammelt, eine Künstlerin daraus kleine Kunstwerke gemacht. Diese Kunstwerke sollen beim Rezipienten eine Bewusstseinswerdung in Gang setzen: „Die Skulptur ist richtig schwer. Da fühlt man mal, wie viel Müll wir alle ständig produzieren“, sagt der Bereichsleiter Strategie, der drei Kinder hat. „Wenn man die aufwachsen sieht und den Klimawandel beobachtet, fragt man sich schon, ob man alles richtig macht und alles richtig gewichtet.“ Entsprechend wählerisch war er beim Herausnehmen der Geschenke: Ihn interessierte nur der Nachhaltigkeitsbericht, den Rest ließ er unbeachtet.

Mosbach, Daniel Soyk
Sparkasse Neckartal-Odenwald

Entnommen: Tischtennisspiel, Kaffee aus Mannheim.

Reingetan: Lumpenglöckle, Kuh-Kissen, das Palm’sche Haus als Süßigkeit. Quelle: Sparkasse Neckartal-Odenwald, Urheberin: Julia Schneider
Seit April dieses Jahres lernt Daniel Soyk seine neue Arbeitsheimat Mosbach kennen. Seine positiven Eindrücke gibt er über die Geschenke gerne weiter, z.B. über das Lumpenglöckle, ein Wahrzeichen der Stadt: Als sich im 15. Jahrhundert die damalige Pfalzgräfin im Wald verirrte, ließ ihr Gemahl um Viertel vor Elf die Glocken läuten – und die Blaublütige fand noch rechtzeitig nach Hause, bevor die Stadttore schlossen. Das Palm’sche Haus ist das prachtvollste Fachwerkhaus der Stadt. Als Süßigkeit passt es auch in das Paket. „Mit dem Reisetischtennisset hatten wir einige Minuten Spaß mit den Kollegen, und zusätzlich haben wir uns etwas bewegt“, lacht der Sparkassenmann. „Leider hat das Netz nicht unseren Fähigkeiten entsprochen und musste improvisiert mit einem Kugelschreiber repariert werden.“

Osnabrück, Bernard Banning
Völkel Real Estate

Entnommen: Golfbälle, Sicherheitsweste.

Reingetan: Corona-Masken, Tasse, Tasche mit Süßigkeiten. Quelle: Völkel Real Estate GmbH
„Die schwarzen Designerdinger geben wir wirklich gerne ab“, sagt der Centermanager des Osnabrücker Shoppingcenters Kamp-Promenade. Bernard Banning meint die Corona-Masken, die Völkel Real Estate hat fertigen lassen, damit die Kunden auch zu Beginn der Corona-Zeit sicher einkaufen konnten. Genutzt hat das bekanntlich wenig, schließen musste die Kamp-Promenade wie alle anderen als nicht-systemrelevant eingestuften Shopping-Tempel trotzdem. Die Mieter konnten kein Geld verdienen, Mietschulden türmten sich auf. Bei der Frage, wie sie sich die Verluste teilen sollten, wurden die Händler und ihr Vermieter erfinderisch: Vertragsverlängerung gegen Miet-Teilerlass, Umsatzmiete mit festem Sockel statt reiner Fixmieten.

Limburg, Marcel Fuhr
GPEP

Entnommen: Holzhäuser der Deutschen Reihenhaus, Werbetasse Kamp-Promenade.

Reingetan: Flasche Wein, Gutschein für Nacht- führung durch Limburg. Quelle: GPEP GmbH
Marcel Fuhr hat sich etwas dabei gedacht, als er die Werbegeschenke vom Osnabrücker Shoppingcenter Kamp-Promenade und der Deutschen Reihenhaus aus der Kiste nahm. Der von Fuhr geführte Asset-Manager GPEP kümmert sich bis dato nur um Immobilien des Lebensmitteleinzelhandels – aber das soll sich ändern: „Wir schauen uns andere Assetklassen an. Wer weiß, welche Opportunitäten sich ergeben?“ Nichts ändern will Fuhr am Firmensitz Limburg. Damit Auswärtige die Domstadt kennenlernen können, hat er nicht nur eine Flasche Wein vom bischöflichen Limburger Weingut ins Paket gelegt, sondern auch einen Gutschein für eine Nachtführung durch Limburg bis hoch in den Dom. Da das Paket nach dieser Station verloren ging, wird vermutlich statt eines Immobilienprofis eher ein Postmitarbeiter in den Genuss kommen.
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