
ICH suche ein Haus
Text | Peter Dietz Fotos | Christof Mattes & Max Video I Christof Mattes, Volker Thies & Max
ICH suche ein Haus
Text | Peter Dietz Fotos | Christof Mattes & Max Video I Christof Mattes, Volker Thies & Max
In Deutschland leben zehn Millionen Hunde. Auch sie müssen ab und zu umziehen. Unser Hund Max hat die Wohnungssuche deshalb selbst in die Pfote genommen. Ausgestattet mit einer Kamera auf dem Rücken ließ sich der Mischling aus Golden Retriever und Border Collie zwei Häuser im Rhein-Main-Gebiet vorführen. Gekauft hat er am Ende doch nicht. Es waren zu wenig Leckerli auf seinem Konto.
Ausgestattet mit einer Kamera auf dem Rücken hat Mischling Max im Rhein-Main-Gebiet zwei Häuser besichtigt. Wie er die Welt erlebt, erfahren Sie in diesem Film.

Hans-Christian Kluttig: Hallo Herr Dietz, heute schauen wir uns eine ganz besondere Immobilie an. Ein Zweifamilienhaus Baujahr 1873. Das Objekt ist ein denkmalgeschütztes Haus in Wiesbaden-Biebrich.

Max: Hier wohnt schon ein Hund. Riecht nach Rüde, Rauhaardackel. Und wo ein Hund wohnt, gibt’s auch was zu fressen. Also schließ endlich die Tür auf, großer Mann, damit ich im Haus suchen kann.
Martin Rütter (aus dem TV bekannter Hundetrainer, Programm „Der will nur spielen“): Stadt oder Land? Dem Vierbeiner ist völlig egal, ob er in einer 20 Quadratmeter großen Stadtwohnung oder in einer Landhaus-Villa mit persönlichem Diener lebt.

Hans-Christian Kluttig: Das ist ein altes Bauernhaus mit ganz besonderem Charme. Es gibt eine Hauptwohnung mit 160 Quadratmetern sowie eine Einliegerwohnung mit 75 Quadratmetern, die vermietet ist. Beide Wohnungen können aber auch zusammengelegt werden.

Max: Die stehen immer noch an der Treppe und labern, ich geh schon mal in die Küche. Wenn mich mein Geruchssinn nicht täuscht, liegen in der Schublade ein paar Leckerlis. Riecht nach Entenfilets.
Forschungsergebnis: Der Geruchssinn von Hunden ist viel stärker ausgeprägt als beim Menschen. Entscheidend dafür ist die Menge der Riechzellen. Ein Schäferhund etwa hat mehr als 220 Millionen Riechzellen; beim Menschen sind es lediglich 5 Millionen. Hunde erschnuppern Geldscheine in verschlossenen Koffern oder andere Dinge, die bis zu 12 Meter unter der Erde liegen. Trainierte Spürhunde sollen eineLeicheselbst durch 5 Meter Beton riechen können.

Hans-Christian Kluttig: Hier sehen Sie ein Schlafzimmer. Das misst gut 15 Quadratmeter. Sie merken natürlich den Altbau. Typisch für ein altes Haus, finden Sie hier keinen rechten Winkel.

Max: Wau! Das Körbchen direkt neben dem Bett von Herrchen. Was für ein Luxus für den Dackel! Ich darf nicht ins Schlafzimmer, vermutlich weil ich nachts öfter mal pupse und laut träume. So einen Schlafplatz wollte ich aber auch gar nicht, der ist viel zu weich.
Susanne Wolfert (Hundekommunikatorin und Tiercoach aus Neu-Isenburg): Bei Hunden gibt es Weich- und Hartschläfer. Manche liegen lieber auf den blanken Fliesen, andere auf einem Kissen im Körbchen. Aber alle brauchen einen sicheren Platz zum Rückzug.

Hans-Christian Kluttig: Diese Treppe führt nach oben ins Wohnzimmer. Von dort aus haben Sie einen schönen Blick in den Garten. Sie sind von hier aus übrigens in fünf Minuten im Biebricher Schlosspark.

Max: Mann, ist das steil hier. Und die Stufen sind super-rutschig, da haben meine Pfoten gar keinen Halt! Das gibt einen Minuspunkt. Ich bin schon mal eine Treppe runtergefallen. Danach ging’s erst zum Tierarzt, dann gab es einen Verband und Pause beim Gassigehen. Der kleine Dackel, der hier noch wohnt, lässt sich doch bestimmt hochtragen.
Susanne Wolfert: Treppen steigen ist eigentlich kein Problem für Hunde. In der Natur laufen sie ja auch über Felsen und Äste. Wenn die Stufen in der Wohnung arg glatt sind, hilft ein Treppenteppich. Auch Wohnen im oberen Stockwerk ist kein Problem. Ich kenne sogar Hunde, die Fahrstuhlfahren cool finden.

Hans-Christian Kluttig: Die Hauptwohnung hat insgesamt fünf Räume, zwei Bäder und ein Gäste-WC. Hier haben sich die Eigentümer ein Arbeitszimmer eingerichtet, das gleichzeitig auch als Musikzimmer genutzt wird.

Max: Wonach riecht es denn hier? Kommt das von dem netten Mann? Nein. Aha! Hier hinten im Raum ist es – ein Kauknochen! Direkt in diesem Fellkissen. Das Wichtigste haben die Menschen also mal wieder übersehen.
Susanne Wolfert: Wo der Hund sein Futter bekommt, ist ihm egal. Es kann die Küche sein oder ein anderer Ort. Man sollte nur darauf achten, dass er beim Fressen seine Ruhe hat und nicht gestört wird.

Hans-Christian Kluttig: : Zum Objekt gehört ein Carport mit zwei Stellplätzen sowie ein großer Garten mit Pavillon, der bei schönem Wetter als Sommerwohnzimmer genutzt werden kann. Das Grundstück ist rund 400 Quadratmeter groß.

Max: Hier gibt es jede Menge Grünzeug. Und auf den großen Steinen könnte ich meinen Wachposten beziehen. Ist im Sommer sicher schön warm. Ich bin schon auf den Briefträger gespannt.
Martin Rütter: Territorial veranlagte Hunde nehmen gerne die Rolle als Eingangswächter ein. Dies kann dann dazu führen, dass sie entscheiden wollen, welche Personen das Haus betreten dürfen und welche nicht.

Sibylle Naumann: Guten Tag Herr Dietz, willkommen in Geisenheim im schönen Rheingau. Ich zeige Ihnen heute ein Fertighaus mit einer Wohnfläche von rund 170 Quadratmetern.

Max: Tolles Gelände. Da muss ich gleich mal mein Revier kennzeichnen und den Nachbarhunden zeigen, wer hier der neue Herr im Haus sein wird. Es kann nur einen geben!
Forschungsergebnis: Bei der Reviermarkierung handelt es sich um eine Kommunikationsmethode. Durch das Urinieren hinterlassen Hunde Spuren ihres Eigengeruchs, mit dem sie andere Hunde auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen. Damit sagen sie: „Das ist meins“ oder „ich war hier“. So stecken Hunde die Grenzen ihres Reviers ab.

Sibylle Naumann: Hier im Wohnzimmer sind noch die alten Holzfenster drin; die sind noch sehr gut erhalten. Das Haus ist insgesamt hervorragend gedämmt. Beheizt werden die Räume über eine Gaszentralheizung aus dem Jahr 1989.

Max: Ja, ja, Dämmung. Keine Ahnung, was das ist. Ich muss mal weg von diesem warmen Klotz hier. Ich will zwar nachts nicht frieren, wenn ich hier am Fenster liege und in den Sternenhimmel schaue. Aber das ist mir jetzt doch zu warm. Nebenan ist die Küche – super!
Susanne Wolfert: Hunde schlafen bzw. dösen bis zu 16 Stunden am Tag. Während des Schlafs sinkt die Körpertemperatur, da sie sich nicht bewegen. Sobald ein Hund zu zittern beginnt, ist ihm bereits zu kalt. Ein warmes Körbchen mit Decke kann nicht schaden.

Sibylle Naumann: Wir befinden uns jetzt in der Küche mit angeschlossener Speisekammer. Die Einrichtung und die Küchengeräte haben wir mal drin gelassen. Das sieht schöner aus und man kann sich die Anordnung der Möbel besser vorstellen.

Max: Wer macht denn sowas? Die Einbauküche ist dringeblieben, aber die Speisekammer fast komplett leergeräumt. Immerhin ist jetzt Platz für Hundefutter.
Forschungsergebnis: Es gibt zahlreiche Studien und Doktorarbeiten, die sowohl dafür als auch dagegen sprechen, den Hund vegetarisch zu ernähren. Die Diskussion dreht sich auch darum, ob es sich bei Hunden um Fleischfresser oder Allesfresser handelt. Denn als Allesfresser könnten sie auf vegetarisches Fressen umgestellt werden.

Sibylle Naumann: Das Objekt bietet viel Platz, zum Beispiel fünf Schlafzimmer. Gerade in Zeiten von Homeoffice sind mehrere abgeschlossene Räume sehr von Vorteil. Und das Haus punktet mit zwei Bädern und einem Gäste-WC.

Max: Oh Mann, was für Fliesen! Solche Sachen hat man in den 70er Jahren verbaut? Bei der Farbe wird ja sogar ein Hund blind! Herrchen, das willst Du mir doch nicht wirklich antun?
Forschungsergebnis: Hunde galten lange als farbenblind, doch mittlerweile haben zahlreiche Studien belegt, dass Hunde farbig sehen können. Allerdings unterscheidet sich ihr Farbspektrum von dem des Menschen: Sie können nur den blauen und den gelben Spektralbereich wahrnehmen, während die Menschen zusätzlich den roten Bereich erkennen.

Sibylle Naumann: Hier im Gartengeschoss gibt es ein weiteres Schlafzimmer mit einem schönen Blick in den Garten und auf die Terrasse.

Max: So ein leerer Raum, völlig uninteressant. Aber hier im Keller riecht es eindeutig nach Wasser. Kommt das etwa aus der Wand? Da ist bestimmt was kaputt.
Forschungsergebnis: Hunde können die Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze riechen und so auch verdeckte Vorkommen von Pilzen genau anzeigen. Es gibt sogar Sachverständigenbüros, die gezielt Schimmelsuchhunde einsetzen, sowie eine Richtline für die Zertifizierung der Hunde vom Bundesverband Schimmelpilzsanierung.

Sibylle Naumann: Das eingewachsene Grundstück ist 635 Quadratmeter groß. Der Garten und die beiden Terrassen sind gut geschützt vor den Blicken der Nachbarn.

Max: Ich habe genug Wohnungen gesehen. Am liebsten würde ich gar nicht umziehen. Muss das meinem Herrchen mal mitteilen. Wenn ich nur nicht zu müde zum Bellen wäre ...
Forschungsergebnis: Bellen ist eine Art der Kommunikation eines Hundes. Damit gehört Bellen zu den typischen Lautäußerungen dieser Lebewesen und muss bis zu einem gewissen Grad akzeptiert werden. Hält das Bellen jedoch sehr lange an oder tritt es häufig innerhalb der Ruhezeiten auf, haben die Nachbarn das Recht, sich darüber zu beschweren. Dann kann das Bellen als unzumutbare Störung und damit als Lärmbelästigung eingeordnet werden.
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